Montag, 1. Oktober 2018

Sultan, Jogja und hinduistischer Tempel

Heute Morgen konnten wir richtig ausschlafen, da wir erst um 08:30 Uhr abgeholt wurden. Dementsprechend haben wir ausgiebig gefrühstückt, was in diesem Hotel eine absolute Wucht ist. Hätten wir heute den Tag frei gehabt, hätten wir uns auch an diverse Spezialitäten gewagt. Da wir aber nicht gut einschätzen können, wie durchschlagend diese Spezialitäten wären, haben wir lieber drauf verzichtet. (@Centi: Es wird eher keine Fotos von den vielen Buffets geben).

Der erste Halt war wenige Minuten entfernt im Sultanspalast. In der Provinz Yogyakarta herrscht seit vielen Generationen ein Sultan. Das ist für die Gründung der Republik Indonesiens natürlich etwas schwierig, da man hier ja eine Demokratie haben wollte. Dementsprechend hat man der Region einen Sonderstatus zugesprochen. Der Sultan ist weiterhin Sultan und zugleich der Gouverneur der Region. Der Titel wird weitervererbt und hat somit mit Demokratie nicht viel zu tun. Allerdings scheint es bisher wenig zu stören. Den Palast muss man sich völlig anders vorstellen als die Paläste Europas. Der Großteil sind Säulengebäude, die zu den Seiten hin komplett offen sind. Dabei sind sie oft prachtvoll verziert und es gibt Musikdarbietungen und einen großen Festpavillon und diverse kleinere Räume, in denen Sachen der bisherigen 10 Sultane ausgestellt sind. Wir hatten eine spezielle Führerin, die uns durchgeführt hat. Das hat sie gut gemacht, auch wenn die Witze über Helmut Kohls Besuch in den 80ern und seiner Leibesfülle im Vergleich zu den hiesigen Gewohnheiten durchaus weniger hätten sein können. Mich hat erstaunt, wie heruntergekommen einige Mauern aussahen. Ich hatte erwartet, dass die vernünftig bemalt sind, aber an vielen Stellen gab es Risse in den Farbschichten. Gut, vielleicht geht das bei diesem feucht-warmen Wetter auch nicht so gut mit der Instandhaltung und vielleicht ist es auch einfach nicht wichtig genug. Sein Wohnhaus steht übrigens auch auf dem Gelände, aber man darf dort natürlich nicht rübergehen. Es sitzen überall Sultanswachen rum, wobei die eigentlich mehr Deko sind und von den 2000 Leuten auch nur 2 mal im Monat für 24 Stnuden Dienst ist. Eigentlich ist das mehr ein Ehrenberuf. Spannend waren die Fotos von den Hochzeiten von 3 seiner Töchtern, die sie auf dem Handy hatte. Die Bräute waren allesamt an allen Stellen mit sichtbarer Haut, weiß geschminkt, da es hier zum Schönheitsideal gehört, weiß zu sein. Es ist immer wieder faszinierend, wie das Schönheitsideal oft das ist, was man selbst gerade nicht hat.
Nach der Tour durch den Palast, sind wir zum Wasserschloss und Lustgartens des Sultans gefahren. Auch hier sollte man seine Erwartung nicht an europäische Beispiele anlehnen. Es gibt ein paar Räume, die zu einigen Pools gehen, ein Raum mit Bett und einen privaten Pool für den Sultan und seiner Hauptfrau. Die anderen Pools sind dem Harem vorbehalten, wobei der Sultan natürlich freien Blick auf die Pools hat. Was man dazu sagen sollte, der aktuelle und der vorherige Sultan sind modern und haben tatsächlich nur eine Frau. Ob es noch einen Harem gibt, wurde nirgendwo explizit genannt, aber diese Pools sind jedenfalls nicht mehr für den Harem da. Der Lustgarten ist eine Fläche, die mit einem Garten nichts zu tun hat. Es stehen dort viele Gebäude, wo Leute wohnen und Dinge verkaufen. Es gibt dann noch einen unterirdischen Gang zum Parkplatz zurück und nicht umsonst schreibt Google dazu, wenn man Wasserschloss Yogyakarta in Google Maps sucht, Taman Sari Tourist Village. Es ist eigentlich ein Touristendorf.


Von dort sind wir nur ein kleines Stück weiter zu einer Silberschmiede gefahren. Sowas haben wir natürlich auch schon mal grundsätzlich woanders gesehen, aber hier ist es doch insgesamt primitiver. Man hat halt die Maschinen irgendwo rumstehen und keine nennenswerten Schutzmaßnahmen. Immerhin hat eine Person einen Mundschutz getragen. Ansonsten wurde da sehr filigran Silberdraht gebogen und zu Formen zusammengedrückt. Und natürlich konnte man auch Schmuck kaufen. Die hatten zwar ansehnliche Sachen da, aber es hat unseren Geschmack nicht getroffen, zumal wir eh nicht viel Schmuck tragen.
Weiter ging es dann zu einem traditionellen Markt. Wir hatten die Wahl zwischen einem großen und einem kleinen Markt und wir haben uns für den kleineren entschieden. Unser Guide meinte auch, dass der näher am normalen Leben wäre, während der große Markt schon recht touristisch ist. Das war eine gute Entscheidung, da es hier gar keine Touristen außer uns gab. Hier wurde mit mehr Ruhe für den täglichen Bedarf eingekauft und das hat uns gleich viel besser gefallen als in Wonosobo. An einem Stand hat unser Guide eine Mango gekauft und direkt mit einem Taschenmesser als 'Mangoigel', wie wir ihn schon aus Australien kennen, vorbereite und dann konnten wir die direkt essen. Mango ist für mich eine großartige Frucht.
Nach dem Markt sind wir zur Altstadt weitergegangen. Das ist ein Bereich, der von der Stadt hergerichtet wurde und wo weiterhin Leute wohnen, aber kein Straßenverkehr durchgeht. Das waren richtig niedliche Häuser im traditionellen Stil. Neben den auffälligen Dächern ist uns aufgefallen, dass die Fenster nur ein paar senkrechte Streben haben, damit man nicht direkt reinkommen kann. Ansonsten sind sie offen und Fensterglas haben sie auch nicht. Aus Wärmegründen machte das auch keinen Sinn, sofern keine Klimaanlage eingebaut ist.
Von der Straße sind wir noch zu einer Moschee gegangen, wobei wir alle draußen geblieben sind, da gerade ein Gebet beendet war und er uns einfach nur ein paar Sachen dazu erzählen wollte. Er selbst ist übrigens kein Moslem und vertritt massiv die Separierung von Staat und Religion. Jeder soll privat an das glauben, was er will und die Religion finden, die zu ihm passt, aber er soll andere nicht missionieren und nerven damit. Bei uns zu Hause bin ich ja schon im Urlaub immer völlig genervt, wenn Kirchenglocken mich belästigen und aus dem Schlaf schrecken lassen, aber meistens glocken die Dinger ja nur relativ kurz. Wenn hier in einer Moschee morgens um 03:45 Uhr Lieder über den Lautsprecher gesungen werden, nervt mich das ebenso, wenn nicht noch ein bisschen mehr. Könnten die Religionen nicht einfach den Kram unter sich aus machen und nicht die gesamte Bevölkerung nerven?! Aber das nur am Rande. Von der Moschee aus sind wir noch zu einem Friedhof gegangen, auf dem die toten Sultansverwandten liegen. Um auf den Friedhof zu gehen, muss man sich komplett umziehen und nur bestimmte Trachten tragen. Wir haben davon abgesehen und sind wieder zurück zu unserem Auto gegangen.


Der nächste Stopp war der Tempel Prambanan. Das ist ein großer hinduistischer Tempel, der den 3 Göttern Shiva, Brahma und Vishnu gewidmet ist, wobei Shiva hier als Hauptgott verehrt wurde. Diese Tempelanlage war auch wieder absolut beeindruckend. Gegenüber von den 3 Tempeln waren jeweils weitere 3 Tempel, in denen den Reittieren der Götter gewidmet waren. Um diese Tempel herum lagen noch sehr viele Steine, die offensichtlich auch mal viele kleine Tempel dargestellt haben. Allerdings hat man die noch nicht wieder so weit rekonstruieren können, dass man weiß, wie die wohl ausgesehen haben und wofür die genau waren. Dementsprechend lässt man die Steine einfach am Ort liegen und wartet ab, was die Archäologen so herausfinden. An Shivas Tempel war auf der ersten Ebene viele Reliefs angebracht, die viele Geschichten erzählen, die für den Hinduismus wichtig sind. In den Tempeln selbst stehen verschiedene Statuen, an denen man auch erkennen kann, wer eigentlich wer sein soll. Dazu gab es einen sehr ausführlichen Audiokommentar unseres Reiseleiters, wobei er auch auf die Erzählungen der letzten Tage eingegangen ist. Es ist spannend, wie unterschiedliche der gestrige buddhistische Tempel im Vergleich zu diesem hinduistischen Tempel ist, zumal der Buddhismus aus dem Hinduismus hervorgegangen ist. Bei diesem Tempelkomplex ist übrigens auch ein großer Park rundherum, wie es gestern auch bereits der Fall war. Ebenso wie der gestrige Tempel, wurde der heutige 1991 als Weltkulturerbe aufgenommen. 2006 ging übrigens zuletzt einiges zu Bruch als ein stärkeres Erdbeben hier unterwegs war. Als Restaurator in einer Erdbebengegend müsste man eigentlich gut Geld machen können, da ja immer wieder was kaputt geht. Wir sind echt froh, dass wir die Reise so gebucht haben, dass wir beide Tempel sehen konnten, da die beide unglaublich beeindruckend sind.


Vom Prmbanan Tempel sind wir dann zurück in die Stadt Jogja (das ist die Kurzform von Yogyakarta) gefahren, um noch einen Batikbetrieb anzuschauen. Allerdings wird Batik hier durchaus anders gemacht, als man es von uns teilweise kennt. Hier wird mit Wachs ein Muster aufgezeichnet und dann das Tuch mit Farbe getränkt, dann wird das Wachs rausgelöst und die nächste Schicht aufgetragen, um eine weitere Farbe aufzutragen usw. Und da wir nicht in einem Klamottenbetrieb waren, sondern in einem Wandbildatelier, konnten wir richtig tolle Bilder sehen. Eins hätten wir auch gekauft, wenn es nicht ganz so groß gewesen wäre. Da waren 20 Farben drauf, die richtig intensiv und knallig waren. Für den Transport bekommt man das Tuch einfach gefaltet mit und am Ende spannt man das auf einen Holzrahmen. Also eigentlich voll geschickt gemacht. Aber wie gesagt, hatten sie nicht die richtige Größe und somit konnten sie mit uns kein Geschäft machen.

Nun ging es bereits gegen 16:00 Uhr zurück zum Hotel, wo wir unsere Taschen schon mal wieder gepackt und unserem Fahrer gegeben haben. Morgen geht nämlich erneut mit dem Zug weiter und wir treffen unseren Fahren dann wieder am Bahnhof. Theoretisch hätte man für heute eine Maskentanzaufführung buchen können, worauf wir aber dankend verzichtet haben. Eigentlich hat uns die Aufführung in Bandung bereits gereicht und morgen früh gibt es um 05:30 Uhr Frühstück, damit wir rechtzeitig zum Zug kommen.

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