Samstag, 27. Oktober 2018

Heron Island Fortbildungsspaziergänge

Wir hatten uns vorgenommen, so lange wie möglich zu schlafen. Um kurz nach 5 ging die Sonne auf und die Vögel wurden entsprechend laut. Beziehungsweise die Geisterrufe hörten auf und der Rest der Vogelwelt wurde lauter. Irgendwann haben wir dann aufgegeben und sind zum Frühstück gegangen. Das war ein tolles Buffet und uns hat nichts gefehlt. Natürlich ist es nicht vergleichbar mit dem Frühstück im Marina Bay Sands, wo alles auf den Punkt korrekt war, aber für so ein Resort, das 80 km vor dem Festland liegt, passte das.

Der nächste Aktionspunkt auf unserem Plan war, erstmal Schnorchelausrüstung auszuleihen. Das ging auch zügig und nachdem wir das Zeug in unser Zimmer gebracht haben, fing auch schon der Vogelspaziergang an. Hier hat uns die Naturexpertin Rachael zu diversen Orten gebracht und uns die hiesigen Vögel gezeigt. Angefangen hat sie mit den Weißkappennoddis, die überall waren. Davon kommen bis zu 120.000 Exemplare jährliche zum Brüten auf die Insel. Die bauen relativ lieblose Nester aus alten heruntergefallenen Blättern, die sie übereinander legen. Nun haben sie sich eine Baumart ausgesucht, die sehr klebrige Früchte generiert und auf den Boden schmeißt. So passiert es immer mal wieder, dass sich ein Noddi darin bei der Blattsuche verfängt und als Nahrung für den neuen Baum endet. Tjoa, so profitieren sowohl Baum als auch Noddis voneinander, da sie beide perfekte Bedingungen zur Vermehrung finden. Die Viecher brüten so unglaublich dicht nebeneinander, dass die wirklich überall zu sehen sind. Und man hat auch eine recht hohe Chance, von deren Hinterlassenschaften getroffen zu werden. Wir hatten bewusst fast immer einen Hut oder ein Cap auf. Weiter ging es dann auch mit dem namensgebenden Vogel der Insel, dem Riffreiher. Nun ist es recht interessant zu wissen, dass es im englischen für Reiher zwei verschiedene Arten, nämlich Heron und Egret gibt. Bei uns wird beides als Reiher übersetzt. Eigentlich gibt es auf Heron Island aber keine Herons, sondern nur Egret, so dass die Insel eigentlich falsch benannt ist. Ansonsten gibt es natürlich auch Silbermöwen und ganz viele Bindenrallen. Die Bindenrallen sind eigentlich total scheue Vögel, haben sich aber auf Heron Island so an den Menschen gewöhnt, dass sie sehr frech geworden sind. Bei diesem Spaziergang wurden wir auch noch über die Geisterrufe aufgeklärt. Es handelt sich hier um Keilschwanz-Sturmtaucher. Die leben eigentlich auf dem Ozean und kommen nur nachts während der Brutsaison an Land. Dort treffen sie sich mit ihrem Partner und graben bis zu 2 Meter lange Höhlen, in denen sie brüten. Nun sind sie eigentlich mehr an die gleißende Sonne angepasst und weniger an die Nacht, so dass die beim Flug zu ihren Höhlen immer recht torkelig unterwegs sind und nur knapp Hindernissen ausweichen. Das ist schon niedlich. Und die singen auf jeden Fall die gesamte Nacht über mit ihrem Partner ein Lied, was entsprechend nach Geisterrufen klingt. Am Morgen verlassen sie dann wieder die Insel. Das hat übrigens früher die Seemänner dazu gebracht, die Insel als spukend anzusehen, da sie in der Nacht die Geräusche gehört haben und tagsüber, als sie nachgeguckt haben, nichts gefunden haben. Beim Brüten erwischt, haben wir auch noch Zügelseeschwalben. Ansonsten saßen natürlich auch noch diverse andere Vögel rum, wie z.B. eine Taubenart, der Graumantel-Brillenvogel und noch viel mehr. Es gibt auch ein brütendes Weißbauchseeadlerpärchen, was wir bei dem Vogelspaziergang leider nicht sehen konnten.

Nun hatten wir vor unserem nächsten Fortbildungsspaziergang etwas Zeit und da die Tide gerade günstig war, sind wir am Nordstrand schnorcheln gegangen. Das Wasser war stellenweise doch erstaunlich frisch. Aber das Schnorcheln hat wieder unglaublich viel Spaß gemacht. Wir haben natürlich sehr viele Fische, Korallen und Seegurken gesehen. Eine Stelle war besonders schön, da sich dort ein Epaulettenhai in einer Höhle versteckt hielt. Den Grund haben wir kurze Zeit später kurz gesehen als ein Schwarzspitzenriffhai vorbei schwomm. Der schien sehr schüchtern zu sein, da der sehr schnell das Weite gesucht hat. Aber trotzdem ein beeindruckendes Tier.

Da wir immer noch ein bisschen Zeit hatten, haben wir erstmal ein wenig ausgeruht, bevor es zu dem Inselspaziergang ging. Dort hat uns Rachael einiges über die Historie erzählt und wie die Insel entstanden ist. Insgesamt ist die Insel etwa 800 Meter lang und 300 Meter breit. Wenn ich das richtig in Erinnerung habe, ist das Riff um die Insel bis zu 11 km lang. Die Flora habe ich größtenteils schon wieder vom Namen her vergessen und dazu gab es auch keine Flyer, von denen ich das jetzt ablesen könnte. Bei dieser Wanderung haben wir aber tatsächlich einen Weißbauchseeadler gesehen, wie er auf dem höchsten Baum saß und über seine Insel wachte.


Quasi direkt im Anschluss an den Inselrundgang ging es zum Riffspaziergang. Die Ebbe war mittlerweile da und so konnte man den Spaziergang super machen. Riffschuhe gab es kostenlos zum Ausleihen und Rachael hat uns zum Riff geführt. Riffspaziergang ist übrigens eine leicht irreführende Formulierung, da man nicht auf dem Riff geht, sondern auf den Sandflächen, die neben und zwischen den Korallen sind. Rachael war besonders aufgeregt, da sie meinte, dass es eine gute Zeit für Epaulettenhaie sein dürfte. Die sind meist bei abendlicher Ebbe gut zu sehen. Die Haie sind übrigens insofern spannend, da sie längere Zeit ohne Wasser auskommen können und wenn es zu brenzlig wird, auf ihren Flossen über Land zum nächsten Pool gehen können. Wir haben auch direkt einen entsprechenden Hai gesehen, was natürlich schon mal ein cooler Start war. Worauf sie besonders hingewiesen hat, ist die Bedeutung der Seegurken für ein Riff und dass man doch bitte unbedingt bei dem Spaziergang darauf achten möge, nicht auf diese zu treten. Seegurken filtern nämlich ganz viel Dreck und Fäkalien der Fische aus dem Wasser und scheiden dafür dann reinen Sand aus. Die Viecher waren auch wirklich überall, was den Spaziergang sehr langsam gemacht hat. Vorab wurden wir übrigens gewarnt, dass es hier verschiedene Kegelschnecken gibt. Die sollte man, wie alles andere an Natur auf der Insel, auf gar keinen Fall anfassen. Sie haben natürlich die giftigste Art auch mit dort und da die Insel so weit ab vom Schuss liegt, kann man davon ausgehen, dass man stirbt, wenn man von der Kegelschnecke erwischt wird. Wenn man sie in Ruhe lässt oder nur neben sie tritt, ist das kein Problem, da sie sich eigentlich wie alle Schnecken verhält und erstmal ins Haus zurückzieht. Hochnehmen oder anfassen wäre dann aber böse. Auf diesem Spaziergang hat sie auch viel über verschiedene Korallenarten und die Fische, Oktopushöhlen, Seesterne und vieles mehr erzählt und gezeigt. Das ist schon nett, wenn man durch so ein Riff durchspazieren kann, vieles sieht und nicht mal eine extra Maske zum Sehen braucht. Als wir am Strand wieder ankamen, war die Sonne gerade untergegangen und wir haben uns erstmal ein bisschen was von unserem mitgebrachten Essen gemacht.


Im Anschluss sind wir noch zur Bar getigert, um dort ein bisschen auf das Meer hinauszuschauen und den Mondaufgang anzugucken. Der hat allerdings durch einige Wolken am Horizont ein wenig auf sich warten lassen. Eigentlich wollten wir nochmal los und schauen, ob wir weitere Schildkröten beim Nisten finden. Im Endeffekt wurde uns das durch den Wind aber doch zu kühl und wir haben beschlossen, lieber ins Bett zu fallen.

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