Samstag, 20. Oktober 2018

Wo der Regenwald das Riff trifft

Wir haben es außerhalb der Regenzeit in den Nord-Osten geschafft. Cairns war uns aber noch nicht nördlich genug, so dass wir uns eine Tour nach Cape Tribulation gebucht haben. Abgeholt wurden wir um 07:30 Uhr im Hotel. Wie üblich ist man mit diesen Touren immer erstmal eine Weile mit dem Aufsammeln der Leute an ihren Hotels beschäftigt.

Nachdem wir das geschafft hatten, sind wir mit einem kleinen Stopp an einem Aussichtspunkt in Richtung Norden nach Mossman gefahren. Um Mossman herum wird viel Zuckerrohr angebaut und die Ernte war gerade voll im Gange. Allerdings war das nicht der Grund, warum wir nach Mossman gefahren sind. Stattdessen gibt es dort eine Schlucht, Mossman Gorge, die im Regenwald liegt und in der man baden darf. Da das Gelände ursprünglich einem Aboriginie-Stamm gehörte, wird das Informationszentrum komplett von Aboriginies geführt. Zusätzlich wird man als Touristengruppe auch in einige Rituale eingeweiht. So haben wir an einem Rauchritual teilgenommen, das Dämonen verscheuchen soll. Im Prinzip wird nur ein Stück spezielle Rinde auf ein Lagerfeuer gelegt und dann soll man sich fröhlich durch den Rauch rotieren. Wenn wir das richtige Holz bei Forumstreffen hätten, dann vollführten wird das regelmäßig. Anschließend wurde uns noch erklärt, welche Farben für die Bemalung (egal, ob Höhlen- oder Körperbemalung) genommen werden und wir man die bekommt. Auch wurde uns gezeigt, wie gut man aus den Blättern eines bestimmten Baumes eigentlich Seife bekommt. Man muss die Blätter nur brechen, mit Wasser mischen und schon hat man schönen Seifenschaum. Die Blätter kann man übrigens ca eine Woche lange wiederverwenden. Schon cool.

Danach ging es dann zur Schlucht. Dort gibt es einen Hochweg durch den Regenwald, der einen direkt zur Schlucht führt. Neben einigen Aussichtspunkten gibt es auch ein paar Wanderwege. Für den langen Wanderweg hatten wir leider keine Zeit. Der führt auf der anderen Seite der Schlucht entlang und geht tiefer in den Regenwald rein. Na gut, aber immerhin konnten wir den kleinen Rundweg gehen. Auf dem Weg haben wir unter anderem eine schwarze größere Schlange gesehen, die sich sehr demonstrativ in der Sonne wärmte. Ein paar bunte Vögel gab es natürlich auch zu sehen. Leider haben sich die Kasuare nicht gezeigt. Die leben zwar prinzipiell auch dort und es wird auch überall darauf hingewiesen, dass es verboten ist, sie zu füttern, aber sichtbar waren sie leider nicht. Schade, aber ich schätze die Chancen die Viecher in freier Wildbahn zu sehen auch als eher gering ein.


Vom Mossman Gorge sind wir zum Daintree River gefahren. Dieser Fluss ist nur per Fähre zu queren. Also muss alles, was weiter nach Norden will, diese Fähre nutzen. Wir haben das allerdings etwas anders gemacht. Unser Fahrer hat uns bei dem Daintree River Cruise Centre rausgeworfen und wir sind auf ein flaches Boot für etwa 50 Leute gestiegen und auf dem Fluss eine Weile herumgeschippert. Allerdings hat das natürlich auch einen Grund. Und zwar liegt dieses Cruise Centre etwa 11 km landeinwärts vom Meer und unterliegt somit noch der Tide. Das bedeutet auch, dass er Brackwasser führt, in dem sich die großen Salzwasserkrokodile besonders wohl fühlen. Während unserer Fahrt auf dem Fluss haben wir auch 3 Krokodile gefunden, wobei eins gerade mal etwa 20 Monate alt und somit noch ziemlich niedlich klein war. Das längste war auch nur 1,5-2m. Der Kapitän hat erzählt, dass der Fluss in diesem Jahr früher als üblich warm geworden ist und somit die Krokodile fast nur noch im Wasser und nicht mehr an Land zu finden sind. Da der Fluss recht trüb ist, sieht man sie somit nicht so leicht, wie wenn sie am Rand liegen. Das war damals im Kakadu Nationalpark etwas anders, da der Fluss zwar auch warm war, aber es fast kein Wasser mehr gab und sie somit alle am verbliebenen Fleck Wasser geblieben sind.

Auf der anderen Seite wurden wir dann von unserem Tourguide wieder in Empfang genommen und sind dann direkt nach Cape Tribulation gefahren. Das Nest hat ein paar unterschiedliche Unterkünfte, einen kleinen Laden, ein paar Cafés und ein Informationszentrum. Rundherum ist der Daintree Forest, also der Regenwald, den wir auch schon weiter im Süden hatten und der als Weltnaturerbe entsprechend geschützt ist. Dieser Regenwald führt bis an den Strand hinunter, wo gleich das andere Weltnaturerbe anschließt: Das Great Barrier Reef. Somit treffen sich hier 2 Weltnaturerbe und gehen quasi in einander über. Auf dem Weg hierher gab es übrigens auch überall Straßenschilder, dass man aufpassen möge, da oft Kasuare die Straße kreuzen. Haben sie allerdings nicht gemacht, als wir da langgefahren sind.

Hier noch ein kleiner Exkurs zu den hier im Regenwald lebenden Viechern. Kasuare sind flugunfähige Laufvögel, die zu den kräftigsten ihrer Art gehören. Sie sind (in Europa jedenfalls) viel unbekannter als Strauß (Afrika), Emu (Australien) und Nandu (Südamerika). Kasuare haben ein schwarzes Federkleid, einen leuchtend blauen Hals und einen roten Helm auf dem Kopf. Hier im Norden gibt es nur noch etwa 1000-1500 Exemplare. Sie sind wohl recht territorial, wobei das Gebiet wohl nicht allzu groß ist.
Zusätzlich gibt es hier auch Baumkänguruhs. Die sind auch super selten und da sie nachtaktiv sind, auch schwer zu sehen. In Australien gibt es von den 13 Arten nur 2 verschiedene. Der Rest lebt in Papua-Neuguinea. Jedenfalls hat das der Tourguide erzählt. Überprüft habe ich die Aussage nun nicht, aber von dem was ich so in Zoos darüber gelesen habe, dürfte das zumindest grob hinkommen.

Da wir nicht nur eine Tagestour, sondern einer Tour mit Übernachtung gebucht haben, wurden wir in unserer Unterkunft abgesetzt. Die Ferntree Lodge ist eine typische Lodge, mit mehreren Gebäuden, viel Garten dazwischen und 2 Pools. Es war wohl mal ursprünglich ein Luxus-Resort, was aber irgendwann aufgegeben wurde. Nun gibt es in verschiedene Wohnungen in den Häuschen und man merkt, dass es nicht mehr ganz frisch ist. Einerseits fühlen wir uns echt wohl, andererseits kann man sich hier auch super Horrorfilme ausdenken. Da wir den Nachmittag frei haben, haben wir beschlossen, ein bisschen durch die Gegend zu gehen. Es gibt kurz vor dem Strand einen Weg durch den Regenwald, Sumpf- und Mangrovengebiet. Dieser Weg ist leicht erhöht, so dass man auch die Natur nicht zu sehr stört. Da haben wir ein paar Echsen, Warane und Vögel sehen können. Auch ist es natürlich spannend, die ganzen Geräusche zu hören.

Am Ende des Weges sind wir dann zum Strand abgebogen. Und wie oben bereits geschrieben, trifft der Regenwald hier direkt auf das Riff. Bei Ebbe kann man ein paar Korallen aus dem Meer schauen sehen. Der gesamte Strand und das Wasser sehen absolut traumhaft aus und eigentlich möchte man da sofort baden gehen. Das haben wir aber lieber unterlassen. Einerseits hat unser Fahrer auf dem Weg hierher bereits vor quasi allen Stränden, die irgendwo einen Fluss in der Nähe haben, gewarnt und andererseits wurden wir bei unserer Ankunft in der Lodge auch direkt gewarnt. Immer dran denken: Es gibt hier Krokodile. Und es ist wohl grob 2 Jahre her, dass ein Touri nicht drauf gehört hat und gefressen wurde. Ja nun. Direkt bevor man den Strand betritt, gibt es übrigens auch große Warnschilder, dass man nicht ins Wasser soll und sich von der Wasserkante auch ausreichend fern halten möge. Dass es zwischen Oktober und Mai dann zusätzlich Würfelquallen im Wasser gibt, ist dann schon fast nebensächlich. Da Menschen ja aber dämlich sind, gibt es am Strandeingang tatsächlich Essig für den Notfall, wenn man einen Tentakel der Würfelqualle abbekommen haben sollte.

Wir sind also an dem traumhaften Strand entlang spaziert bis wir zu einem der Flüsse kamen, die den Strand begrenzen. Hier haben wir als Hinweis mitbekommen, dass wir den nur überqueren sollten, wenn gerade Ebbe ist und man somit weit genug in den Fluss hineinschauen kann und das Wasser entsprechend flach ist. Es war gerade Ebbe und somit sind wir dann mal eben auf die andere Seite gegangen. Dort gab es nämlich einen Weg zu einem höher gelegenen Aussichtspunkt und zum Tribulation Beach. Die Aussicht war grandios und der Tribulation Beach sah ebenso traumhaft aus wie der Myall Beach, über den wir hingegangen sind. Natürlich gab es auch dort Warnungen vor Krokodilen. Allerdings gab es nicht nur das allgemeine Schild, sondern auch das 'Hier wurden gerade vor kurzem Krokodile gesehen'-Schild. Da wir langsam zu unserem Abendessen mussten, sind wir über die Straße zum Hotelrestaurant gegangen.


Nun war unser Programm noch nicht ganz beendet, denn wenn man schon mal am Regenwald ist, bietet es sich auch an, eine kleine Nachtwanderung durch den Regenwald mitzumachen. Nun hätte man das natürlich auf eigene Faust machen können. Da wir ja aber doch etwas Schisser sind, haben wir lieber die Tour gebucht. Wir wurden abgeholt und zu einer etwas höheren Stelle im Regenwald gebracht. Dort gab es Taschenlampen mit verschiedenen Helligkeitsmodi für jeden und dann sind wir knapp 2 Stunden durch den Regenwald getigert. Wir haben sehr coole Echsen gesehen, Spinnen gab es im Überfluss und Fledermäuse waren natürlich auch da. Eine Blindschleiche ist auch über den Weg gekrochen. Hinter mir ist zwischendurch plötzlich ein kleines flauschiges Vieh weggelaufen, was ein Bandicoot gewesen sein könnte. Oder ein anderes Maus-Kaninchen-artiges Beuteltier. Leider haben sich aber auch hier keine Kasuare und Baumkänguruhs gezeigt. Unser hiesiger Guide meinte aber auch vorab, dass durch die massive Trockenheit viele Tiere weiter im inneren des Waldes sind. Schade, aber lässt sich halt nicht ändern. Der Trip hierher und auch die Nachtwanderung haben sich auch so definitiv gelohnt.

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