Dienstag, 13. November 2018

West MacDonnell Ranges

Old MacDonnell had a Range, e i e i o
and on his range he had a Gap, e i e i o ...

An dieser Stelle höre ich mit dem Umdichten des Songs mal lieber auf, bevor man mich für völlig verrückt oder dehydriert hält. Wir sind heute nach dem Frühstück in den Westen gefahren, um die West MacDonnell Ranges zu erkunden. Angefangen haben wir nur ein winziges Stück außerhalb von Alice Springs mit dem Grabstein von Reverend John Flynn. Sein Lebenswerk haben wir gestern bereits mit den Royal Flying Doctors besichtigt. Um den großen Stein auf seinem Grab gab es einigen Zwist, da ursprünglich eine der Devils Marbles genommen wurde, die den Aboriginal Frauen dort allerdings äußerst heilig sind. Nach einigem hin- und her, hat man aber einen Austauschstein eines anderen Aboriginal-Stammes gefunden und alles mögliche mit verschiedenen Stämmen ausgehandelt, so dass der originale Stein wieder an die Frauen des Aboriginal Stammes zurückgegeben wurde. Zu guter Letzt hat noch ein Pfaffe ein bisschen Weihwasser raufgeträufelt und somit waren alle beteiligten mit ihren heiligen Steinen glücklich. Die einen hatten den ursprünglichen Stein wieder und haben den mittels Tänze und Rituale wieder in ihrere Stätte integriert, die anderen konnten einen (vermutlich nicht ganz so heiligen) Stein stiften und damit anerkennen, dass Herr Flynn einen Service für alle Menschen im Outback erschaffen hat und die Christen, weil das Grab dann auch geweiht war.

Weiter ging es dann zu dem Simpsons Gap. Dazu hilft es zu wissen, dass es hier mehrere lange Berge, also eigentlich eher lange Grate gibt, die die Landschaft hier einfassen. Zwischendurch gibt es immer mal wieder Einschnitte, die durchaus besonders sind. Auf den Bergkämmen kann man übrigens auch eine der härtesten Mehrtageswanderungen machen, die über 230 km oder so geht und mit sehr wenig Schatten und viel Hitze gesegnet ist. Im Winter ist es zwar nicht soo heiß, aber dafür wird es nachts empfindlich kalt. Das Simpsons Gap ist auf jeden Fall ein Einschnit, an dessen Boden ein kleiner See ist. Wenn es mal stark regnet, bildet sich dort ein Fluss. Und auch wenn es in letzter Zeit hier recht viel geregnet hat und es somit sehr grün ist, ist der Fluss nicht da.


Der nächste Halt war am Standley Chasm. Warum diese Orte mal Chasm, mal Gap und mal Crack heißen, konnte unser Tourguide auch nicht auflösen. Er vermutet, dass es etwas mit der Art und Weise der Entstehung zu tun hat. Das hatten wir auch schon vermutet. Wir sollten das mal nachforschen. Irgendwann. Hier sind wir einen netten kleinen Weg entlang spaziert, bei dem uns unser Tourguide einiges über die Flora erzählt hat. Zusätzlich befand sich auf dem Weg eine kleine Quelle und kurz dahinter war dann die Felskluft, in die wir auch reingehen konnten, da der Fluss gerade nicht fließt. Die Gesteinsformationen hier sind schon echt spannend. Sie sind halt extrem alt und sind irgendwann gekippt, so dass ein Großteil des hiesigen Gesteins tatsächlich senkrechte Schichten hat. Insofern sollte man sich nicht verwirren lassen, wenn auf den Fotos die Gesteinsschichten senkrecht sind.
Nach der Rückkehr von der Kluft haben wir noch einen Kaffee und Kekse in dem dortigen Kiosk bekommen. So ein Morning Tea, wie er so schön heißt, ist schon nett. Auch wenn der Tee ein Kaffee ist.

Nun mussten wir ein ganzes Stück fahren, um die Ochre Pits, also die Ocker Gruben zu sehen. Das ist ein Gebiet, in dem die Aboriginals Ocker als Farbe gewinnen, wobei die Farbe doch recht ordentlich variiert. Es steht übrigens eine empfindliche Strafe darauf, ein Gesteinsbröckchen mitzunehmen oder gar zu schlagen. Da die Farbe auch bei der traditionellen Körperbemalung wichtig ist, haben sie diese auch an Nachbarstämme verkauft. Jedenfalls sind in vielen Gebieten Australiens diese Farbe zum Einsatz gekommen, obwohl es vor Ort keine entsprechende Möglichkeit gab, die Farbe aus der Natur zu bekommen. So sind definitiv Handel zwischen den Stämmen belegt.


Mittlerweile war es Mittagszeit und so ging es dann zu einem leichten Mittagessen, wo man sich Sandwiches schmieren und vertilgen konnte. Das war in Glen Helen. Dort gibt es dieses Café mit Tankstelle, Motel und Campingplatz. Also eigentlich ein typisches Outback Roadhouse. Alkohol konnte man nämlich auch bekommen. Ganz niedlich war dort die Austattung und eine Holzhütte vom Anfang des letzten Jahrhunderts (irgendwo so 1905 oder so), das mit Reet gedeckt war und in dem Fleisch gelagert wurde. Damit dies nicht schlecht wurde, hat man das Reet konstant feucht gehalten, damit die Temperatur im Haus kühl bleibt. Zusätzlich gab es ein stark rauchendes Feuer, damit kein Ungeziefer an das Fleisch ging.

Der nächste Halt war nur von kurzer Dauer, da wir uns den Mount Sonder aus der Entfernung angeschaut haben. Weiter ging es dann ein kleines Stück die Straße herunter nach Ormiston Gorge. Ormiston Gorge ist eine Schlucht, die verschiedene Wanderungen zulässt und auch Wasserloch hat, in dem man schwimmen gehen kann. Wir wären gerne auf den Aussichtspunkt gewandert, aber da wir insgesamt nur 20 Minuten dort Zeit hatten und wir für den Aussichtspunkt ordentlich nach oben hätten gehen müssen, haben wir uns einfach nur das Wasserloch angeschaut. Wir sind bergauf eh schon nicht allzu schnell, aber wenn man dann noch 36°C im Schatten (ohne Schatten) hat, dann ist das zu heftig. Das Wasserloch war auch hübsch. Spannend ist übrigens, dass es viele Wasserlöcher hier im Busch gibt. Man muss halt nur wissen wo. Zusätzlich sollte man wissen, dass die meist sehr kalt sind, was überwiegend der konstanten Verdunstung zu verdanken ist.

Nun haben wir etwa ein Drittel des Rückwegs nach Alice Springs angetreten und sind zum Ellery Creek Big Waterhole gefahren. Wie der Name schon vermuten lässt, gibt es dort ein großes Wasserloch. In dem durften wir schwimmen gehen. Wer nicht schwimmen gehen wollte, konnte auch einfach Orangensaft und ein Stück Kuchen bekommen, was in der Tour ebenfalls inkludiert war. Das Wasserloch hier hat die spannende Eigenschaft, dass es auf den oberen 20-30 cm schön warm ist und alles darunter sehr kalt ist. Es ist auch ziemlich tief, so dass man nicht versuchen sollte, einfach so runterzutauchen.


Nach diesem Programmpunkt war es auch schon wieder an der Zeit zurück nach Alice Springs zu fahren. Während der Fahrt hat unser Tourguide sehr spannende Sachen über die hiesigen Aboriginals erzählt.
Er hat mit einem Freund einen ebenfalls befreundeten Aboriginal die Augen verbunden und in einen Geländewagen gepackt. Mit dem sind sie dann etwa 3 Studen durch die Gegend gefahren, wobei sie versucht haben, möglichst viele Kurven zu fahren, um maximale Verwirrung zu stiften. Nachdem sie dann irgendwo gehalten haben und dem Freund die Augenbinde abgenommen haben, hat sich der Aboriginal einige Zeit langsam im Kreis gedreht und ist Zeile für Zeile seine Lieder durchgegangen. Nach sehr kurzer Zeit hat er die Textstelle gefunden, die auf die Gegend passte und nach weiteren 3 Minuten hat er sie an eine Wasserquelle geführt.
Insgesamt ist es sehr spannend, dass die gemalte Aboriginalkunst eher jung ist. Natürlich gab es immer schon mal an Felswänden die Malereien, die auf die Gegebenheiten der Umgebung hingewiesen haben. Aber ansonsten wurde eigentlich nichts gemalt. Stattdessen wurde alles in Liedern und Tänzen aufgezeichnet. Während normale Geschichten sich wie bei der stillen Post sehr schnell verändern, bleiben Lieder und Tänze konstant, so dass sie auch nach langer Zeit noch korrekt überliefert sind. Darüber hatte ich mir vorher nie so recht Gedanken gemacht, aber finde das sehr nachvollziehbar. Songtexte bleiben bei mir auch sehr leicht hängen, während ich bei Geschichten die Hälfte immer wieder vergesse.
So hat er noch viele weitere spannende Dinge über die Kunst, Initiativriten und ähnliches erzählt. Dabei hat er aber auch massiv drauf hingewiesen, dass das nur für die Aboriginalstämme im Center gilt und es woanders ganz anders sein kann.

Diese Tour hatten wir vor 10 Jahren nicht gemacht, aber sie war echt interessant. Insgesamt hätte ich mir zwar 1-2 Punkte weniger, dafür aber mehr Zeit für kurze Wanderungen gewünscht. Trotzdem lohnt es sich die West MacDonnell Ranges anzuschauen.

Morgen geht es zu unserer nächsten 2-Tages-Tour. Ich kann mir zwar vorstellen, dass es in Yulara Internet gibt, aber sicher bin ich mir nicht. Abgesehen davon haben wir vor, die Sonnenuntergangs- und Sonnenaufgangstour am Uluru mitzumachen, was die Zeit zum Blogschreiben zwischendrin durchaus verringert. Auf der Rückfahrt dürfte ich jedenfalls genug Zeit haben, 2 Beiträge vorzubereiten, um sie dann am Ende nur noch hochzuladen.

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