Montag, 12. November 2018

A Town like Alice

Heute haben wir wieder in Ruhe ausschlafen und frühstücken können. OK, das Frühstück ist nur bis um 9 Uhr und insofern ist es für viele bestimmt kein wirkliches Ausschlafen. Für uns passte das auf jeden Fall ziemlich gut, zumal Juli und ich eh sehr früh wach waren.

Nach dem Frühstück haben wir Renate und Bernhard zu einem kleinen Spaziergang in die Stadt motiviert. Die Temperatur sagt übrigens derzeit so grob 36°C und 3-4% Luftfeuchtigkeit, womit es viel angenehmer als Darwin ist. Alice ist insgesamt ziemlich klein und so sind wir dann halt einfach nur unsere Straße in Richtung Todd Mall gegangen, in ein Einkaufzentrum gegangen, zum Coles 2 Straßen weiter gelatscht und wieder zurück gewandert. Auf dem Weg waren durchaus ein paar bemerkenswerte Plätze und Gebäude, die auch mit Plaketten versehen waren. Ebenso waren einige heilige Bereiche der Aboriginals augeschildert. Insgesamt ist die Stadt aber immernoch eher unspektakulär. Im Vergleich zu unserer Reise vor 10 Jahren hat sich allerdings durchaus etwas getan. Und wir finden zum Besseren. Insgesamt wirkt es weniger heruntergekommen. Leider war dieses mal in dem Einkaufszentrum keine Weihnachtsdeko, bei der Kängurus den Weihnachtsmannschlitten ziehen. Aber einen Weihnachtsbaum mit einem Känguru daneben gab es immerhin.

Im Hotel haben wir dann noch etwas Zeit gehabt, bevor wir dann mittags von unserem Tourguide abgeholt wurden. Die heutige Tour heißt 'A Town like Alice'. Wir sind zunächst zum Anzac Hill gefahren. Das ist ein Hügel in der Stadt, von dem man nett über Alice und die angrenzenden Ranges gucken kann. Auf dem Hügel ist ein Kriegsdenkmal. Das ist auch insofern passend, als dass ANZAC für Australian New Zealand Army Corps steht. Es gibt hier auch Anzac Bicuits und vieles mehr. Die Aussicht war wirklich toll und da gestern Remembrance Day war, waren auch überall noch gebastelte Mohnblumen zu sehen. Auf dem Hügel hat uns unser Tourguide eine Menge über die Geschichte von Alice Springs erzählt, wo die ersten Gebäude standen und so.

Der nächste Stopp war die Alice Springs School of the Air (ASSOA). Diese Schule basiert auf der Idee von Misses Adelaide Miethke, der aufgefallen ist, dass weit enfernt und auseinander lebende Kinder wenig soziale Kontakte haben und schlecht unterrichtet werden können. Um diese Distanzen zu überbrücken, könnte man doch die Funkstationen nutzen, die bei den Leuten Dank der Royal Flying Doctors eh schon zu Hause stehen und somit per Funk Schulunterricht zu den Kindern zu bringen. Und so wird von der Vorschule bis zum Abschluss der hiesigen Mittelstufe eine Fernschule angeboten, wobei die Schüler zwischen 70 und 1300 km von Alice Springs entfernt wohnen. Dieses Angebot wird nicht nur von den Weißen genutzt, sondern auch von mehreren Aboriginals, sofern es bei ihnen keine Schulen gibt. Es wurde ebenfalls bereits so eingesetzt, dass eine Klasse einer normale Schule Matheunterricht über die Fernschule bekommen hat, weil die Schule keinen Mathelehrer gefunden hat. Mittlerweile, also seit 2005 hat die Schule zwar noch Funklizenzen für 3 Frequenzen, aber es findet alles über Internet statt. Das ist interaktiv und der direkte Austausch ist einfacher. Zusätzlich kann der Unterricht aufgezeichnet und entsprechend heruntergeladen werden, wenn es zeitlich bei den Teilnehmern Probleme gibt. Damit wurde auch die Zeit der Lernüberprüfung massiv herabgesetzt. Mussten die Kinder früher noch bis zu 8 Wochen auf ihre Lösungs- und Prüfungsergebnisse werten, bekommen sie diese nun eher in 2-3 Tagen.
Vieles davon haben wir in einem Film erfahren, wobei auch ein Angestellter im Anschluss noch einiges erzählt und gezeigt hat. So gibt es auch mehrere Beispiele, wo bereits die 3. Generation an der Schule unterrichtet wird. Im Anschluss an den Film haben wir dann noch ein bisschen was von einer Live-Übertragung einer Mathestunde anschauen können. Das war alles äußerst interessant. Ach ja, 3 mal im Jahr kommen die Schüler dann übrigens doch in Alice zusammen, wo es dann entsprechende Gruppenaktivitäten gibt und die Schüler sich auch gegenseitig kennenlernen.


Im Anschluss an die ASSOA sind wir zu der Telegraphenstation und damit dem Ursprung von Alice Springs gefahren. Hier stehen die ältesten Gebäude Zentralaustraliens. Nachdem John McDouall Stuart 1862 es als erstes geschafft hat, von Adelaide bis an die Nordküste einen Weg zu finden und zurückzukehren, wurde in 1870 begonnen, Telegraphenleitungen von Adelaide in den Norden zu verlegen. 1871 wurde diese Station gebaut und bereits 1872 wurde die Leitung von Charles Todd eröffnet. Zu dem Zeitpunkt wurde auch das Unterseekabel von Australien nach Asien (und Europa) fertiggestellt, so dass es nun möglich war, direkt Telegramme von Südaustralien nach London zu verschicken. Durch Goldfunde und andere Begebenheiten hat sich hier im Endeffekt eine Stadt gegründet, wobei diese noch eine ganze Weile unter Stuart Town firmierte. 1933 wurde der Name erst offiziell in Alice Springs geändert. Zwischenzeitilich wurde diese Telegraphenstation auch anderweitig verwendet. So war sie auch die Unterkunft der Mischlings-Aboriginals, die den Müttern weggenommen worden. Das war alles auch sehr spannend aufbereitet.

Weiter ging es nun zu den Royal Flying Doctors. Hier haben wir einen 20-minütigen Film gezeigt bekommen, der die Historie der Flying Doctors zeigt. Der war toll gemacht und hatte auch Videomaterial aus der früheren Zeit, was toll präsentiert wurde. Auch sind die aktuellen Fallzahlen ziemlich beeindruckend, da durchschnittlich alle 2 Minuten jemand behandelt wird. Dazu gehören natürlich auch Patientenverlegungen und ähnliches. Im Anschluss konten wir auch noch in das Museum gehen, wo einige Funktransmitter, alte Briefe und verschiedene Notfallkoffer gezeigt werden. Hier waren wir ja bereits vor 10 Jahren, allerdings haben sie 2012 alles erneuert und umgebaut, so dass für uns der Großteil hier jetzt auch neu war.


Einen weiteren Punkt hatten wir noch auf unserer Liste. In Alice gibt es ein Reptilienzentrum, das von einem in Funk und Fernsehen recht bekannten Typen geleitet wird. Ich kannte Rex zwar bisher nicht, aber der ist wohl bei vielen Dokus mit involviert, wenn es um Schlangen und Reptilien geht. Er ist auch derjenige, der gerufen wird, wenn irgendwelche Schlangen hier mal wieder entfernt werden müssen. Sei es nun aus irgendwelchen Hotelpools oder von Privatgrundstücken. Angefangen hat es mit einigen Informationen über Krokodile. Da wir bereits im Norden waren, kannten wir die Infos. Aber er hat bei dem Krokodil vor Ort spannend vorgeführt, wie schnell die eigentlich sind, welche Gefahr von ihnen ausgeht und wie man sich in deren Nähe zu verhalten hat. Anschließend hat er uns mehrere einheimische Echsen gezeigt, die vor Ort gehalten werden. Eine Art ist insbesondere deshalb dort, weil die Aga-Kröte derzeit dabei ist, sie auszurotten. Die Aga-Kröte ist ja ein eingschleppter giftiger Schädlung und sobald diese Echsen die Kröte fressen wollen, sterben sie an dessem Gift. Und da die Kröte immer weiter auf dem Vormarsch ist, gibt es hier halt einen Teil der Backup-Population. Auch hat er zu vielen weiteren Echsen viel erzählt und wir durften eine (daran gewöhnte) Bartagame halten. Die war total niedlich und fühlte sich total toll an. Anscheinend gefiel es ihr auch auf meiner Hand. Jedenfalls war sie beim Runtersetzen nicht allzu schnell von der Hand weg.
Desweiteren hat er uns dann noch einiges über Schlangen in Australien erzählt und wie man sich in deren Nähe verhalten sollte. Dabei hat er immer wieder darauf hingewiesen, dass diese Tips nur für australische Schlangen gelten, da die zwar mega-giftig, aber eigentlich nicht sonderlich gefährlich sind. So haben die australischen Schlangen sehr kleine Giftzähne, so dass sie einen eigentlich kaum mehr verlezten können, sobald man eine lange Hose trägt. Auch kommen sie nur sehr oberflächlich in die Haut rein, so dass das Gift nur über die Lymphe transportiert wird und man dadurch mit gewissen Druckbandagen die Ausbreitung massiv verringern kann. Ebenso haben die australischen Giftschlangen keine Wärmewahrnehmung. Bleibt man also in deren Nähe stehen, dann halten sie einen für einen Baum. Wenn man nun sehr langsam rückwärts geht, dann ist man uninteressant, da sie nur auf Bewegung geeicht sind. Das war auch sehr spannend. Und zum Abschluss konnten wir noch eine gerade gefangene Python sehen, die aus einer privaten Vogelvoliere gefangen wurde, wo sie 2 Kakadus verspeist hat. Die Schlange hatte noch richtig schön die Futterbeulen, die man nach einer Mahlzeit bei ihr sehen kann.


Damit war der restliche halbe Tag auch rum und es ging zurück ins Hotel. Die Tour hat sich sehr gelohnt, auch wenn wir an den meisten Stopps gefühlt etwa eine viertel Stunde zu wenig hatten. Trotzdem hat diese Tour alle Highlights in Alice Springs abgedeckt und wir konnten doch einiges neues lernen.

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