Sonntag, 26. Februar 2023

Taranaki

Erneut wäre ein Ausschlafen möglich gewesen, wenn Kalle nicht beschlossen hätte, dass 07 Uhr eigentlich auch ne tolle Zeit ist und man dort ja auch schon im Bett rumturnen könnte. Eine Weile ließ sich das noch einigermaßen ignorieren, bevor wir dann doch aufgestanden sind und Frühstück gemacht und Sachen für den heutigen Tag gepackt haben.

Als wir hier ankamen, hieß es, dass das Wetter heute am Taranaki am besten sein sollte. Gestern Abend wurde die Wettervorhersage korrigiert und so richtig geil sollte es dann laut der Voraussage doch nicht mehr werden. Stur, wie wir sind, sind wie dann trotzdem zum nördlichen Visitor Center in ca 30 Minuten Entfernung gefahren. Es gibt noch ein zweites etwa weitere 30 Minuten entfernt an den Dawson Falls, aber wir dachten uns, dass wir mal an dem dichteren starten und schauen, wie die Lage ist.

Auf dem Weg zum Taranaki waren zwar viele Wolken um den Taranaki zu sehen, aber es war nicht alles nur eine Suppe. Das war schon mal nicht schlecht und oben beim Visitor Center, auf immerhin 960 Meter Höhe war es mit 15°C zwar kühler als unten, aber ansonsten wirkte es nicht ganz schlecht.
Im Visitor Center haben wir uns nach dem aktuellen Zustand der Wege erkundigt und was sie uns empfehlen können, wenn wir mit Babytrage unterwegs sind. Diese Nachfragen haben wir uns schon beim ersten Besuch in NZ angewöhnt und seitdem in allen möglichen Besucherzentren immer wieder angewandt, weil es sich einfach bewährt hat. Abgesehen davon sind viele Wege derzeit noch von den Ausläufern des Zyklons und des insgesamt sehr nassen Sommers geprägt und es steht explizit für mehrere Wege dran, dass dort Bäume oder Erdrutsche im Weg liegen könnten. Letztes mal wurde uns hier ein Weg empfohlen, der absolut toll war, aber den wir mit Kalle nicht einfach so machen wollen würden.
Dieses mal wurde uns der Victoria Loop Track empfohlen. Eine Teil hatten wir bereits letztes mal mitgemacht und wußten zumindest, wie es damals aussah. Wir wurden auch vorab darüber informiert, dass es dort Stellen gibt, wo man sehr hohe Stufen überwinden muss. Ansonsten könnten wir auch einfach den Anfang bis zu einem speziellen Lookout gehen und dann anschließend immer noch überlegen, ob wir den direkten Weg zurück gehen wollen oder den Rundweg vollenenden wollen.

Also haben wir alle Sachen entsprechend gepackt, Kalle in die Trage gesetzt und sind die gefühlt Tausende an Stufen hinaufgestiegen. Es waren laut unserer Aufzeichnung nur 250 Höhenmeter über 2km Strecke, aber dafür halt konstant mit ungleichmäßigen Stufen. Dort hatten wir einen tollen Ausblick, auch wenn die Wolken zum Teil die Fernsicht und insbesondere die Sicht auf die Taranakihänge versperrt haben. Aber wir konnten immerhin einen Teil des Weges sehen, den wir letztes mal entlang des Hangs gemacht haben.
Und dann haben wir entschieden, dass wir den Rundweg komplett machen werden, da ich mir auch die hohen Stufen mit Kalle auf dem Rücken zugetraut habe. Die Umgebung mit den bemoosten Bäumen und dem einheimischen Busch ist ein absoluter Traum. Da fällt einem manchmal erst Mitten auf dem Weg auf, dass man eigentlich gerade einen Grat geht, der etwas breiter als man selbst ist. Wäre da kein Bewuchs gewesen, hätte das bedrohlicher gewirkt. Und dann kam immer mehr Wald und der Wege wurde immer lustiger. Man merkt, dass es in letzter Zeit viel geregnet hat und auch Unwetter unterwegs waren. Es gab so ein paar Passagen, wo ich schon etwas genauer überlegen musste, wo ich hintrete, um herunterzukommen ohne wegzurutschen oder gefühlt im Schlamm zu versinken. Wäre ich alleine gewesen, hätte ich einige Absätze mit einem dynamischen Sprung überwunden, aber mit Kind auf dem Rücken, war mir das dann zu heikel. Aber das hat alles gut gepasst.
Dann kam das letzte Stück des Weges, das dann auch ein paar Herausforderungen parat hatte, die offensichtlich die Ranger im Visitor Center noch nicht kannten. Jedenfalls mussten wir durch 2 Bäche, die vermutlich mal mit einem Holzweg überbrückt waren. Jedenfalls lagen da ein paar Bretter in der Botanik am Hang und Wasser auf dem Weg. Glücklicherweise wurden ein paar größere Steine hingelegt, so dass man nicht in die tieferen Stellen steigen musste, die eher so ein halbes Bein tief waren. Zum Glück hatten wir auch unsere dickeren Stiefel an, die ersten hoch und zweitens wasserabweisend sind. An einer anderen Stelle gab es dafür wohl mal eine Treppe. Jedenfalls haben wir auch da Bretter in der Botanik liegen sehen und mussten dann sehen, wie wir sinnvoll die paar Meter hinab kommen. Es war alles nicht wirklich gefährlich und irgendwie machbar, aber definitiv nicht, wie es mal geplant war.
Dass der Weg in letzter Zeit auch nicht allzu viel gegangen wurde, war an einer Stelle besonders deutlich, wo der Pfad mit Flora aus der Hangwand fast überwuchert war.


Am Visitor Center haben wir dann erstmal Kalle gefüttert. Uns konnten wir leider nichts holen, da das Café im Besucherzentrum gerade renoviert wird. Wie wir später erfahren haben, soll wohl das gesamte Visitor Center ersetzt werden und das Café ist der Anfang. Wir haben jedenfalls nach der Raubtierfütterung den Leuten im Zentrum Bescheid gesagt, wie wir den letzten Teil des Weges wahrgenommen haben und sie waren sehr dankbar für die Info und wollen da mal demnächst ein Team hinschicken. Mich würde es nicht wundern, wenn sie sagten, dass das bereits die vorerst reparierte Variante ist.

Uns hat der Weg jedenfalls grundsätzlich Spaß gemacht und es hat die gesamte Zeit über trotz Vorhersage nicht geregnet.
Unsere nächste Überlegung war, dass wir wieder zurück in unsere Unterkunft fahren, dort Sachen wechseln und vielleicht noch etwas an der Promenade lang spazieren können. Das haben wir auch gemacht, allerdings war es auch schon relativ spät als wir zurück im Apartment waren und wieder loskamen. Dementsprechend haben wir den Plan noch etwas angepasst und sind einfach so weit wie möglich an der Promenade entlang zum Restaurant gegangen.
Und wir waren kaum aus der Tür als wir den Taranaki in der Entfernung fast wolkenfrei sehen konnten. Auf dem Weg zum Restaurant konnten wir noch ein paar Blicke erhaschen.

Nach dem Restaurantbesuch sind wir über den gleichen Weg zurück gegangen und nun zeigte sich der Taranaki mit noch weniger Wolken. Wir waren kurzzeitig versucht, die Promenade entlang zur Te Rewa Rewa-Brücke zu spazieren, von wo man einen sehr schönen Blick auf den Taranaki haben soll. Aber da wir pro Richtung über eine Stunde hätten einplanen müssen, haben wir das Kalle zuliebe gelassen. Der hatte eh schon viel weniger Schlaf als er benötigt hätte und sollte dementsprechend ins Bett.
Aber vielleicht luschert der Berg morgen bei unserer Weiterfahrt ja auch noch mal raus und lässt dann ein noch schöneres Foto zu.

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