Samstag, 29. September 2018

Bandung nach Wonosobo

Der heutige Tag bestand quasi nur aus dem Transfer von Bandung nach Wonosobo. Allerdings bestand das nicht nur aus im Staustehen.

Los ging es heute schon um 06:45 Uhr, um den Zug um 07:20 vom Bahnhof Bandung zu bekommen. Das war schon mal spannend, weil bei dem Betreten der Bahnsteige kontrolliert wird, ob der Name im Pass mit dem Namen auf dem Bahnticket übereinstimmt. Wir wurden reingelassen und durften zu unserem Zug gehen. Um von einem Bahnsteig zum nächsten zu kommen, muss man hier allerdings über die Gleise gehen. Und wenn auf den Gleisen gerade ein Zug steht, wird halt eine Treppe hingstellt und man steigt auf der einen Seite des Zugs ein, um direkt auf der anderen Seite wieder auszusteigen. Bei unserem Zug mussten wir dann erstmal das richtige Zugabteil suchen, was natürlich ziemlich am Ende des Zuges war. Wir waren in der Eksekutif-Klasse, was im Prinzip die erste Klasse darstellt. Danach folgt die Bisnis-Klasse und dann gibt es noch Economy. Die Sitze sind da reserviert und es gibt auch überall Steckdosen. Internet gibt es nicht, aber es war angenehm klimatisiert. Interessant ist, dass man hier nur mitfahren darf, wenn man einen Sitzplatz hat. Es gibt keine Stehplätze und einfach so mitfahren, funktioniert mit der Kontrolle am Eingang auch nicht so richtig. Zusätzlich ist auch Bahnpolizei mit an Board und tingelgt immer durch alle Abteile. Es gibt auch Essens- und Getränkeservice, wobei man dafür entweder in den Speisewagen gehen kann oder einfach wartet bis die Kellner durchkommen. Unser Guide saß über den Gang auf der anderen Seite und hat uns immer mal wieder etwas erzählt und dann auch immer mal wieder allein gelassen, was wir ganz angenehm fanden. So konnten wir nämlich rausschauen ohne unhöflich zu wirken.


Diese Zugfahrt dauerte etwa 7 Stunden. Im Reiseplan steht, dass man durch die abwechslungsreiche Landschaft Javas fährt und das kann man auch exakt so stehen lassen. Zunächst waren wir natürlich noch in der Stadt und dementsprechend gab es auch viele einfachste Wellblechhütten zu sehen. Das änderte sich und wir sahen Reisfelder, Berge, Wald, Ebene, Palmen, Kautschukplantagen, Flüsse und vertrocknete Flächen. In den Reisfeldern waren oft schwarze Kreise, die von den Feuern kommen, in denen unnötige Reispflanzenabfälle und Müll verbrannt wird. Wir kamen auch an Orten vorbei, wie wir sie aus Dokumentationen kennen, wo dann das Fernsehteam über eine Sandstraße zu einem Dorf fährt, wo alle Häuser aus Bambus gebaut sind und rundherum Plantagen sind. Natürlich gab es auch größere Dörfer zu sehen und teilweise wirklich hübsche Gebäude. Die Landschaft war meistens schön, sofern man über den Müll am Rand hinwegsehen kann. Wir haben auch gesehen, dass die Bahn die Strecke ausbaut und aus den eingleisigen Schienen ein zweigleisiges macht. Unser Guide meinte dazu, dass die Regierung derzeit viel in die Infrastruktur steckte und dabei auch Hochgeschwindigkeitsstrecken gebaut würden, damit man wirklich schnell von West nach Ost komme.


In Kutoarjo angekommen, haben wir unseren Fahrer wiedergetroffen. Dem hatten wir abends schon unser Hauptgepäck mitgegeben und er ist vorgefahren. Das war natürlich unglaublich praktisch. Zum Bahnhof wurden wir heute morgen entsprechend von jemand anderen gebracht. Als nächstes sind wir eine wunderschöne Strecke nach Wonosobo gefahren. Dabeig ging es über schmale, steile Straßen entlang schönen, gepflegten und bunten Gebäuden in grünen Gebieten. Es schien so als würde dort u.a. Holzwirtschaft betrieben, wobei anscheinend noch viel Handarbeit gebraucht wird. Jedenfalls haben wir einige Leute Stämme per Hand auf die LKW verladen sehen. Auch Bauern nutzen die Strecke, da wir auch Pferdekarren überholt haben. Zum Thema Straßengröße: In meiner Openstreet Map-Karte, die ich auf dem Handy habe, ist sie nicht verzeichnet. Aber auch hier ist unser Fahrer so super gefahren, dass wir zu keinem Zeitpunkt Bedenken hatten und die Straße war immer geteert. Unser Tourguide kannte diese Route übrigens auch noch nicht und war ganz überrascht, dass es die gibt.


Kurz vor Wonosobo haben wir dann noch auf einem traditionellen Markt angehalten. Der war sehr interessant zu sehen. Dort wird wirklich alles verkauft. Angefangen mit den normalen Dingen wie Obst, Gemüse, zubereitetes Essen, Gewürze und Tabak über Fleisch und Fisch, die lose und ungekühlt auf Steinplatten liegen (entsprechend gammelig roch es am Nachmittag auch schon, wobei sie immerhin mit kochendem Wasser die Platten gereinigt haben), Trockenfisch und natürlich auch lebender Tiere, wie Hähne und Fische. Zusätzlich ist das der Ort, wo alle Bauern und (Zwischen-)Händler zusammenkommen um Ware und Preise feilschen und dann in großen Mengen abtransportieren. Natürlich waren wir und insbesondere Julia mit ihren blauen Haaren bei den Händlern auch eine Attraktion gewesen, so dass wieder einige Fotos mit uns aufgenommen werden mussten. Was uns aber auch hier wieder mal gestört hat, sind die massiven Abgase, die man am Straßenrand überall einatmet.


Einige Kilometer weiter haben wir dann unser Hotel für die heutige Nacht bezogen. Das Hotel ist im Kolonialstil erbaut und viele Bereiche sind einfach offen, so dass man immer die frische Luft überall hat. Aber auch hier merkt man, wie der Zahn der Zeit an allem nagt. Das beste Beispiel ist da das Restaurant, das entsprechend hochwertig wirkt, indem es schön eingedeckt hat und tollen Service hat und einem dann eine abgegrabbelte leicht klebrige Karte gibt, wo die Seiten ausgedruckt, laminiert und dann mit einer Ringlochung zusammengbunden sind. Also eigentlich so, wie man es eher in einer Strandbar erwartet. Das Essen war übrigens sehr lecker.


Eigentlich hatten wir vor uns noch eben die Stadt anzuschauen, aber beim Durchfahren sah eigentlich nur ein Platz wirklich ansprechend aus, während der Rest halt ok, aber nicht wirklich überzeugend aussah. Natürlich nimmt man Sahcen bei Stadtrundgängen anders wahr als bei einer Stadtrundfahrt, aber wir haben für uns festgestellt, dass wir es sehr anstrengend finden, wenn man mit den Autos auf der Straße geht und nach wenigen Minuten das Gefühl hat, durch die Abgase keine Luft mehr zu bekommen. Das ist ein bisschen schade hier, haben wir aber auch schon in mediterraneren Ländern gemerkt. Wenn es wenigstens einen breiten Bürgersteig gäbe, so dass man zumindest ein bisschen Abstand zu den Abgasen hat, gehen wir ja gerne los, so haben wir dann aber doch lieber den Abend im Hotel ausklingen lassen.

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